Wieder einmal waren es gut 300 Segeljachten, die am großen Saisonfinale in Saint-Tropez teilnahmen. Allein 180 zählte dabei die Gruppe der traditionellen Boote, und nicht selten waren sie deutlich älter als 100 Jahre. Daneben segelten auf separaten Regattabahnen die modernen Jachten sowie, ebenfalls als eigene Gruppe, zehn der hypermodernen Segelmaschinen aus dem Hause Wally. Gleichwohl: die meiste Anziehungskraft haben seit Jahren die historischen Segelboote, die ihre Regatten in bester Lage gleich vor der Hafeneinfahrt beginnen und dort auch durchs Ziel fahren. So zog es auch dieses Jahr wieder Tausende von Zuschauern und Segelbegeisterten nach St. Tropez, um den Crews und Booten beim Ab- und Anlegen zuzuschauen oder sich den Tag im Seglerdorf oder beim Bummeln durch die Läden zu vertreiben. Manche Jacht hatte sich auch Besonderes ausgedacht: so spielt traditionell auf der Moonbeam III ein Dudelsackpfeifer beim Ab- und Anlegen. Und der eine oder andere Seemann trug die am Abend zuvor bei der Crewparade getragene Verkleidung gleich noch am nächsten Tag auf der Regattabahn. The Lady Anne, eine von vier noch existierenden 15mR-Jachten, feierte dieses Jahr ihren 100. Geburtstag – und zeigte gleichzeitig ihre Regattaqualität mit dem ersten Platz in ihrer Gruppe. Die begehrte Rolex-Trophy der historischen Jachten über 16 Meter holte sich verdientermaßen, wie schon letztes Jahr, die Avel der beiden Gucci-Schwestern Allegra und Alessandra. Ein Boot, das nicht nur durch elegante Linien und liebevoll gepflegte Details auffällt, sondern deren langjährige Crew mit besonders viel Freude und Enthusiasmus segelt. So betonten die Avel-Eignerinnen bei der Siegerehrung, dass sie immer ein wenig traurig seien, wenn die Voiles zu Ende gingen, aber der Ort, die Segler und Zuschauer machten es ihnen leicht, sich schon auf die nächsten Voiles de Saint-Tropez zu freuen!
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Nach anfänglichem Regen an den ersten beiden Regattatagen wurde das Wetter zusehens besser, und dieses Jahr gab es auch brauchbaren Wind, nicht zu viel, nicht zu wenig, sodass alle Wettfahrten stattfinden konnten.
Die Segeljacht Skylark von Tara Getty (Sohn des berühmten John Paul Getty) aus der berühmten Getty-Familie ist nach umfangreichen und mehrfachen Restaurierungsarbeiten seit zwei Jahren im Jachtzirkus des Mittelmeers wieder regelmäßig dabei. Sie trägt die Segelnummer 21, die Crew ist an den türkisfarbenen Hemden zu erkennen, und der Spinnaker hat ebenfalls diese Farbe.
Tara Gettys Motorjacht Bluebird gleich daneben dient als ‚Beiboot’, und ebenfalls auf der Reede vor Anker ist ein weiteres Schiff der Familie Getty, die Talitha G, benannt nach Taras Mutter.
Es wäre zu umfangreich, über den Philantropen Tara Getty hier zu schreiben, aber es ist durchaus interessant, sich in die Getty-Geschichte ein wenig einzulesen!
Die Ikra, eine schneeweiße 12mR-Jacht mit rotem Unterwasserschiff, ist eine der beiden Jachten (die andere hieß Pride und ist nicht mehr existent), die 1985 die allererste Wettfahrt von St. Tropez zum Club 55 in der Bucht von Pampelonne austrugen und so die Nioulargue und die Voiles de Saint Tropez begründeten. Die Crew trägt weiße Hemden und rote Hosen, von Weitem schon gut zu erkennen.
Ian Walker, auf dem Bild rechts, Besitzer der Jacht Rowdy, im Gespräch mit der Crew. Schon mehrfach hat Walker mit seiner Crew und Jacht Regatten gewonnen, so auch in St. Tropez.
An der Hafenseite schleicht sich klammheimlich die Atlantic vorbei, ein Dreimastschoner des Holländers Ed Kastelein.
Vielleicht ein bisschen wehmütig? Suzy Denning, eine wirklich ganz Nette, schleppt die Lebensmittel an Bord – sicher mit einem lachenden und weinenden Auge. Seit Jahren kocht sie auf ‚ihrem’ Boot Mariquita (Segelzeichen C1), verlässt es aber, wie sie mir erzählte, um zum Jahresende zu heiraten und dann ein eher ländliches Leben zu beginnen. Ihr zukünftiger Mann wird allerdings Skipper auf Mariquita und somit Nachfolger von Jim Thom (er geht auf eine andere Jacht) werden, bestimmt darf sie dann noch mal mitfahren. Übrigens hat Suzy einen sehr interessanten Blog: http://lifeat33degrees.blogspot.de/
Die Ashanti IV eines deutschen Eigners. Das Boot wurde 1954 auf der Burmester-Werft in Bremen gebaut und war in den 50er Jahren als größte deutsche Segeljacht so etwas wie die inoffizielle deutsche Staatsjacht. Bei der Olympiade in Kiel war der Bundespräsident Gast auf diesem Boot.
Die Nan of Fife, gebaut vom berühmten schottischen Konstrukteur William Fife III. http://www.nan-of-fife.com/
Die Marigold, 1892 bei Camper & Nicholson gebaut, immer gut erkennbar am schwarzen Rumpf und dem roten Klüverbaum und Unterwasserschiff. Für 550.000 Euro steht die Jacht zur Zeit zum Verkauf. http://www.marigold1892.co.uk/index.html
Der heimliche Star der Woche: Die Creole der beiden Guccischwestern Alessandra und Allegra. Sehr selten wird das Boot gesegelt, es dient halt eher als Übernachtungsmöglichkeit. Die 65 Meter lange Jacht wurde 1923 bei Camper & Nicholson in England gebaut und ist bis heute die größte hölzerne Segeljacht überhaupt. Der griechische Reeder Stavros Niarchos kaufte sie 1948, 1977 ging sie in dänischen Staatsbesitz über, bis sich 1983 Mauricio Gucci in die Jacht verliebte und sie aufwändig restaurieren ließ. 1995 wurde Gucci ermordet, doch die Jacht blieb im Besitz seiner beiden Töchter – bis heute. Gleichwohl haben sowohl Creole als auch die Familie Gucci äußerst unruhige Zeiten erlebt. Die Creole sieht man recht selten unter vollen Segeln, sodass diese Woche der Anblick dieser Jacht schon etwas Besonderes war!
Die Avel, ein Traum von Boot und gut an ihrem roten Unterwasserschiff und dem sogenannten Klippersteven mit der charakteristischen negativen Krümmung zu erkennen. Das Boot gehört wie die Creole den beiden Gucci-Schwestern Alexandra und Allegra, die mit der Jacht an vielen Regatten aktiv und erfolgreich teilnehmen. Das Boot hat eine sehr motivierte Crew, die es auch mit viel Enthusiasmus und Liebe zum Detail in Fahrt halten. Charakteristisch das Crew-Outfit, ganz in weiß, mit einem orangefarbenen Halstuch.
Eine eigene Gruppe bildeten dieses Jahr die 15mR-Jachten Tuiga (D3), Mariska (D1), The Lady Anne (D10) und Hispania (D5-ESP1). Die Lady Anne feierte dabei dieses Jahr ihren 100. Geburtstag.
Ebenso waren wieder die Moonbeam III (Segelnummer 88) sowie die Moonbeam IV (Segelnummer 8) am Start. Und beim An- und Ablegen spielt auf der Moonbeam IV wie jedes Jahr ein Dudelsackpfeifer zur Freude der Zuschauer und der anderen Crews auf.
Größte teilnehmende Jacht war der Herreshoff-Schoner Elena (Segelzeichen A9), ein Nachbau nach historischen Plänen.
Immer freitags findet ein großer Umzug der Crews durch den Hafen statt, bei dem die einfallsreichstens Kostüme, Fahrzeuge und sonstigen Ideen prämiert werden. Das hält die Teilnehmer nicht davon ab, auch am nächsten Morgen noch ein wenig von ihren farbenfrohen Kostümen zu zeigen.
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