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Kloster Eberbach



Kloster Eberbach

Die ehemalige Zisterzienserabtei Eberbach liegt in der Nähe von Eltville im hessischen Rheingau. Die Anlage ist eine der ältesten und bedeutendsten sog. Zisterzen, also Zisterzienser-Niederlassungen in Deutschland und gehört mit ihren romanischen und frühgotischen Gebäuden und Bauteilen zu den herausragendsten Baudenkmälern Europas.

Das spirituelle Zentrum hatte seine Blüte nicht zuletzt wegen vielerlei Aktivitäten in Weinbau und Handel im 13. und 14. Jh., ehe das Zeitalter der Reformation und später die Säkularisierung den Niedergang des Klosters besiegelten. Im Jahre 1803 wurde das Kloster durch den Fürsten Friedrich August von Nassau aufgelöst.

Wie in vielen ähnlichen Fällen aufgelöster Klöster wurden die Gebäude über die Jahrzehnte und bis heute nicht-kirchlich genutzt, so als Pferdestall, Schule, Krankenhaus, Militärlager, landwirtschaftlicher Betrieb, Verwaltungssitz und vielem anderen mehr. Heute wird das Geschehen rund ums Kloster Eberbach durch eine Stiftung organisiert, die die Aufgabe hat, die Gebäude und Anlagen maßvoll, angemessen und schonend zu betreiben und auch die historische Weinbautradition zu erhalten und zu fördern.

Die Gesamtanlage strahlt auch heute noch das Flair einer Abtei und des klösterlichen Lebens aus, in der Mitte der imposante Kirchenbau, der - ohne dauerhafte Bestuhlung - noch heute ein Abbild der Kargheit zisterziensischen Lebens ist.

1098 gründete der Benediktinermönch Robert von Molesme im französischen Cîteaux das gleichnamige Kloster Cîteaux (dt.Zisterze) Vielfach wird auch Bernhard von Claîrveaux als Gründer oder wenigstens Mitgründer genannt. Er war einer der schillernsten Klosterpersönlichkeiten jener Zeit. Anlass der Klostergründung war, dass man der überbordenden Geschäftstüchtigkeit des benachbarten Benediktinerklosters Cluny überdrüssig war. Dort stand mit den Jahren zu sehr das Einsammeln von Spenden, Stiftungen und Erbschaften im Vordergrund, die von Ordensgründer Benedikt geforderte Einfachheit im Leben war fast schon zweitrangig.

Die Zisterzienser dagegen wollten zurück zum Ideal ‚ora et labora‘, das Beten und Arbeiten sollte wieder im Vordergrund stehen. Damit einher ging der Wunsch nach fast schon radikaler Einfachheit, die man auch im Klosterbau allgemein und im Kirchenbau im Besonderen auslebte. So fällt in jenen Bauten die Schmucklosigkeit auf, es gibt so gut wie keine Bilder oder Skulpturen. Allenfalls ein oder zwei lebensgroße Statuen weisen auf den Hl. Bernhard und vielleicht noch den jeweiligen Klostergründer hin, und meist gibt es noch eine Marienstatue, denn die Marienverehrung stand bei den Mönchen in hohem Ansehen. Die Kapitelle der Säulen wie auch die Wände überhaupt haben keinen Schmuck (hier und da allenfalls im Bereich des Chorraums), und die Fenster weisen keine figürliche Darstellungen, sondern ganz schlichte und abstrakte Ornamente auf. Von allzu weltlichen Darstellungen wollten sich die Mönche beim täglichen Beten nicht ablenken lassen. Charakterisch für eine Kirche der Zisterzienser ist auch der Vierungsturm, man wollte seinerzeit nicht die Wuchtigkeit von mächtigen Türmen im Westwerk.

Die Klosterkirche in Eberbach ist Ausdruck jener Ideen und wurde zwischen 1136 und 1186 im Stil einer romanischen Pfeilerbasilika errichtet. Sie ist gut 76 m lang und 25 m hoch. Das Jahr des Baubeginns war auch das Gründungsjahr des Klosters als direktes Schwesterkloster von Cîteaux.



Die Fotos habe ich bei einem Besuch der Anlage im September 2022 gemacht. Weitere Informationen auch hier.

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Pfarrkirche St. Valentinus und St. Dionysius in Kiedrich

Nur ein paar Kilometer von Eberbach entfernt liegt der nicht einmal 4000 Einwohner große Ort Kiedrich, doch von weitem sieht man schon die apätgotische ehemalige kath. Pfarrkirche St. Valentinus und St. Dionysius, seit 2010 durch Papst Benedikt XVI. zur Basilica minor erhoben. Dieser Ehrentitel soll bestimmte herausragende Kirchen in ihrer Bindung zum Bischof von Rom stärken. Das entsprechende Schild und päpstliche Wappen am Kircheingang weist die Kirche als Basilica minor aus.

Ein erster Kirchenbau ist ab dem Jahre 1380 bezeugt. Die Errichtung des heutigen Kirchenbaus erfolgte ab dem späten 15. Jahrhundert im spätgotischen Baustil. Viele Ausstattungsstücke aus jener Zeit sind heute noch erhalten, sodass der Kirchenbau im Wesentlichen in seiner historischen Gestalt als Ganzes erhalten ist. Zwei besonders herausragende Ausstattungsstücke seien genannt: Der Lettner, auch als Chorschranke benannt und zwischen Langhaus und Chorraum eine Abtrennung zwischen dem Kirchenschiff der Laien und dem Chorbereich der Priester und seit dem Konzil von Trient eigentlich nicht mehr gebräuchlich und vielfach abgebaut, wurde in Kiedrich im 19. Jh. rekonstruiert und wieder aufgebaut.

Die historische Orgel aus dem frühen 16. Jahrhundert gilt mit vier anderen als eine der ältesten spielbaren Orgeln der Welt. Um 1500 wurde die Orgel zunächst als einmanualige sog. Schwalbennestorgel konzipiert, später aber vielfach umgebaut, ergänzt, geändert, erweitert usw.

1985-1987 restaurierte die schweizerische Orgelbauwerkstatt Kuhn das Instrument in den Zustand, wie er für das Jahr 1860 dokumentiert ist, wobei die Traktur des Hauptwerkes und die Windanlage in einen noch früheren Zustand von 1653 rückgeführt wurde.

Fotos September 2022

Kiedrich St. Valentinus

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