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Ein Besuch in der berühmtesten Stadt der deutschen Klassik: Weimar, 2011.



Weimar, Gründungsort der Weimarer Republik, hat vieles zu bieten, ist sie doch auch DER Ort der deutschen Klassik, musikalisches Zentrum und ebenso Gründungsort des sog. Bauhauses. Zudem hat sich Weimar, Gott sei Dank, seine alte Stadtstruktur mit den historischen Gassen und Plätzen weitgehend erhalten, und diejenigen Gebäude, die die Zeiten nicht überdauert haben, wurden inzwischen im Wesentlichen wieder aufgebaut oder durchgreifend renoviert. So zeigt sich eine Stadt, von der man glauben könnte, jeden Moment käme Goethe oder Schiller um die Ecke, würden einen nicht die Autos, Schaufenster oder Reklameflächen daran erinnern, dass wir uns ja 250 Jahre nach dieser „goldenen Zeit“ befinden.

Seit 1998 gehört Weimar mit seinen Parks, Gebäuden und vielen einzelnen Stätten als Teil des Ensembles „Klassisches Weimar“ zum UNESCO-Weltkulturerbe.

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Auf dem historischen Friedhof liegen viele der Berühmtheiten – ein etwas morbider Eindruck breitet sich hier aus. Die Fürstengruft (auf der Rückseite eine kleine orthodoxe Kapelle) ist Grablege des großherzoglichen Hauses von Sachsen-Weimar-Eisenach sowie von Johann Wolfgang von Goethe. Auch Schiller war hier begraben – angeblich: denn Gentests haben inzwischen nachgewiesen, dass die im vermeintlichen Schiller-Sarg bestatteten Gebeine nicht die des großen Dichters sind.

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Die ‚Weimarer Klassik’ ist ein fester Begriff der deutschen Geistes- und Literaturgeschichte. Gemeint ist im Wesentlichen die Zeit des Wirkens der vier großen deutschen ‚Aufklärer’ Christoph Martin Wieland, Johann Gottfried Herder, Friedrich Schiller und Johann Wolfgang von Goethe in Weimar. Während das Standbild Wielands an dem nach ihm benannten Platz den Besucher grüßt, finden wir Herders Abbild vor der Stadtkirche St. Peter und Paul, auch Herderkirche genannt. Im Innern unter anderem eine Kreuzigungsszene von Lucas Cranach und gleich daneben der sog. Lutherschrein mit drei Bildern, die den berühmten Reformator zeigen. Die Orgel im historischen Gehäuse von 1812 wurde 2000 renoviert bzw. rekonstruiert.

Neben der Kirche ist das Wohnhaus Herders mit einem kleinen Museum und auf dessen Rückseite der ‚Herdergarten’, ein jüngst renoviertes gärtnerisches Kleinod, in das sich der Dichter gerne zurückzog.

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Die Anna-Amalia-Bibliothek rückte in die Nachrichten, als im Jahre 2004 bei einem verheerenden Brand große Bestände beschädigt und das Gebäude stark in Mitleidenschaft gezogen wurde. 2007 konnte die Wiedereröffnung gefeiert werden, nachdem durch umfangreiche konservatorische und architektonische Sanierungsarbeiten das Gebäude und der Buchbestand weitestgehend wiederherstellt wurden.

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Im ‚Schillerhaus’ wohnte der Schriftsteller nur drei Jahre, von 1802 bis zu seinem Tode 1805. Heute ist das Gebäude um einen modernen Neubau mit dem Schiller-Museum erweitert. Schiller war wahrscheinlich – in Bezug auf Goethe – der bessere Schriftsteller, aber er verstarb viel zu jung im Alter von nur 45 Jahren. Im benachbarten Jena bekam Schiller auf Initiative Goethes eine Anstellung an der Universität als Professor, allerdings nicht in Philosophie, für das er Professor war, sondern für Geschichte. Heute erinnert in Jena, dessen Innenstadt ansonsten eher den Charme der modernen DDR-Städte versprüht, das Wohnhaus mit Garten und Laube an Schillers dortiges Wirken.

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Goethe war nicht nur Schriftsteller, sondern Politiker, Naturwissenschaftler, Lobbyist und vieles mehr. So wundert es nicht, dass er – im Gegensatz zum bescheidenen Anwesen Schillers – am Frauenplan in Weimar ein recht herrschaftliches Anwesen besaß. Noch heute erkennt man von draußen die Einfahrt für Kutschen auf der rechten Seite und, in Ermangelung eines Wendeplatzes, die Ausfahrt links. So ergibt sich ein Vorderhaus mit großzügigen Empfangsräumen und das Hinterhaus mit den Privaträumen Goethes. Der Garten mit vielen Zierpflanzen und Kräutern und die Laube geben einen guten Eindruck, wie es zu Goethes Zeit hier ausgesehen haben könnte.

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Auch berühmte Komponisten waren in Weimar. Franz Liszt war hier 1843 bis 1861 Kapellmeister und wohnte und arbeitete in einem kleinen Haus direkt an den Ilm-Auen. Heute machen „Fliegende Blätter“ auf eine Ausstellung zu Ehren von Liszt aufmerksam.

Der berühmte Barockkomponist Johann Sebastian Bach war ebensfalls eine zeitlang in Weimar, ein kleines Standbild erinnert an die Stelle, an der sein Wohnhaus früher stand. – 1708 kam er in die Stadt, bis er 1717 weiter nach Köthen zog. Die meisten seiner Orgelwerke sind in Weimar entstanden, so auch die berühmte Passacaglia und Fuge in c-moll. Etwas mehr ‚Bach’ findet man übrigens im nahen Eisenach, dem Geburtstort des großen Musikers: Neben dem Bach-Haus, in dem er geboren sein soll, gibt es ein modernes Bach-Museum, das allerlei Ausstellungsstücke aus jener Zeit sowie viele musikalische Kostproben und auch Originalinstrumente aus der Bach-Zeit bereithält.

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Die Ilm-Aue und der Landschaftspark sind eine kleine Wanderung wert. Die Grünanlage hat ihren Namen vom Flüsschen Ilm, das die Grünanlage durchschlängelt. Hier gibt es eine gute Quelle zur Erläuterung: http://www.froutes.de/RO00000013_Weimar_Ilmpark, aus der ich zitiere: „Der Ilmpark wurde 1778 in dieser Form angelegt, initiiert von der zeitgenössischen Naturbegeisterung nach Jean-Jacques Rousseau. Der Park wurde stetig weiter entwickelt, zuletzt 1850 auch von dem bedeutenden Gartengestalter Fürst Hermann von Pückler-Muskau. – Das Römische Haus ist einem römischen Landhaus nachgebildet. Herzog Carl August beauftragte Goethe, die Bauausführung und Innengestaltung seines Parkhauses zu überwachen. Dieser brachte Impulse aus seiner Italienreise in die Gestaltung ein; der tempelartige Bau wurde das erste klassizistische Gebäude Weimars. – Am Dichterweg liegt die 1886 erbaute Villa Haar mit ihrer 5 ha großen Gartenanlage. Sie ist im Renaissance-Stil gestaltet. Das Haus ist nach seinem ehemaligen Besitzer Otto Haar benannt. Es wird heute als Tagungszentrum und für Ausstellungen genutzt…“


„…Goethes Gartenhaus war ein Geschenk von Herzog Carl August an den Dichter. Goethe wohnte hier sechs Jahre lang, bevor er in das repräsentativere Haus am Frauenplan umzog. Das Haus ist teilweise noch mit Goethes eigenen Möbeln und Kupferstichen ausgestattet. Haus und Garten, den Goethe selbst gestaltet hat, sind fast unverändert erhalten geblieben…“

Das einzige Denkmal des englischen Dramatikers William Shakespeare auf dem europäischen Festland wurde 1904 anlässlich ihres 40. Gründungstages von der Deutschen Shakespeare-Gesellschaft in Auftrag gegeben und von Professor Otto Lessing ausgeführt. Es zeigt den Dichter mit Schriftrolle in der Rechten und Rose in der Linken. Zu seinen Füßen finden sich Symbole seiner Dramen (Totenschädel und Dolch) und seiner Komödien (Narrenkappe).
Die Ruine des Tempelherrenhauses hat ihren Namen von vier aus Holz geschnitzten Tempelherren, die ursprünglich ihren Platz in dem Gebäude hatten. Ende des 18.Jh. aus einer Orangerie als Teehaus umgebaut, erfolgte ein erneuter Umbau, diesmal im neugotischen Stil, Anfang des 19.Jh. Die Räume dienten als Salon für die herzogliche Familie… Später wurde das Gebäude als Konzertsaal unter anderem von Franz Liszt sowie Atelier des Bauhauses verwendet. Zu den Bauhausmeistern, denen es als Atelier diente, gehörte Johannes Itten, dessen rauschende Feste verbürgt sind. (Wikipedia)

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So schließt sich der historisch Kreis in Weimar ein wenig, indem wir die Stätten des sog. Bauhauses besuchen. 1919 wurde hier von Walter Gropius das ‚Staatliche Bauhaus Weimar’ als Kunstschule gegründet. Das Bauhaus bestand bis 1933 und gilt bis heute als Heimstätte der Avantgarde und klassischen Moderne in der freien und angewandten Kunst einschließlich der Architektur.

Im Foyer der Bauhausuniversität stehen die Büsten von Henry van der Velde und Walter Gropius, die maßgeblich an der Entstehung und Entwicklung des Bauhauses in Weimar und später in Dessau und Berlin beteiligt waren.
Maßgeblich war auch die Idee, in sog. Vorkursen den Studenten praktisches Wissen um die Materialbeschaffenheit und die technischen Anwendungen zu vermitteln. So sehen heute noch viele der Bauhaus-Universitätsgebäude eher Werkstätten ähnlich als Vorlesungsgebäuden.
Die ehemalige Kunstschule, 1904 von Walter Gropius entworfen, ist heute Hauptgebäude der Bauhaus-Universität. Gleich gegenüber befindet sich ie ehemalige Kunstgewerbeschule, 1905, ein Entwurf von Henry van der Velde, mit Werkstätten, Bildhauerschule und Gießerei. Wie auch sein Privathaus ist dieses Gebäude noch sehr von der Jugendstilrichtung geprägt.

Hier, im „Haus hohe Pappeln“, hat Henry van der Velde in seiner Weimarer Zeit gewohnt. Die Anlage des Hauses widerspricht allen bis dahin geltenden Regeln der Architektur; van de Velde machte seine eigenen Regeln und setzte damit neue Maßstäbe. Eine Kritikerin schrieb damals: „Als ob sich der Boden gewölbt hätte, so wächst unter den Kastanienbäumen der Allee van de Veldes Haus, klein, fest und organisch wie eine Pflanze aus der Erde, davor hohe Stauden und das Summen der Bienen.“

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Einige Links mit weiterführenden Informationen:

http://de.wikipedia.org/wiki/Weimar

http://de.wikipedia.org/wiki/Johann_Wolfgang_von_Goethe
http://de.wikipedia.org/wiki/Friedrich_Schiller
http://de.wikipedia.org/wiki/Christoph_Martin_Wieland
http://de.wikipedia.org/wiki/Johann_Gottfried_Herder

http://de.wikipedia.org/wiki/Weimarer_Klassik
http://www.anna-amalia-bibliothek.de/de/
http://www.bachhausweimar.de/aktuell/index.html
http://de.wikipedia.org/wiki/Franz_Liszt

http://www.froutes.de/RO00000013_Weimar_Ilmpark
http://de.wikipedia.org/wiki/Tempelherrenhaus_(Weimar)
http://www.klassik-stiftung.de
http://de.wikipedia.org/wiki/Bauhaus
http://de.wikipedia.org/wiki/Haus_Hohe_Pappeln





Köln, April 2011 GSt